Massgeschneiderte Messmethoden
Für jede Artengruppe wurde vom BDM eine kosteneffiziente Erhebungsmethode entwickelt, die reproduzierbare Resultate liefert und die Untersuchungsflächen möglichst gut repräsentiert. Die ausführlichen Dokumente für die Feld- und Laborarbeit stehen für interessierte Fachleute zur Verfügung.
Die angewandte Methodik unterscheidet sich je nach Messnetz und Artengruppe sehr stark. Während sich die Erhebungen zur Artenvielfalt in Lebensräumen auf eine kleine Fläche beschränken, geht es bei den Untersuchungen der Artenvielfalt in Landschaften darum, auf einer Fläche von einem Quadratkilometer Pflanzen und Tiere aufzunehmen. Wichtig bei allen Felderhebungen ist es, dass jedes Mal ganz exakt dieselbe Fläche oder Strecke nach dem genau gleichen Vorgehen bearbeitet wird.
Artenvielfalt in Landschaften
Die Vorkommen von Gefässpflanzen und Tagfaltern werden entlang eines 2,5 Kilometer langen sogenannten «Transekts» untersucht. Dieser folgt wo immer möglich bestehenden Wegen. Die Transektrouten, die Zahl der Begehungen (je nach Höhenstufe ein bis zwei Gänge für Gefässpflanzen und vier bis sieben für die Tagfalter) und die Zeitintervalle zwischen den Begehungen sind festgelegt. Alle gefundenen Arten werden direkt vor Ort elektronisch erhoben.
Die Methode und die Erhebungen der Brutvögel entsprechen weitgehend dem «Monitoring Häufige Brutvögel» der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. Brutvögel werden möglichst auf dem gesamten Kilometerquadrat erfasst. Je nach Höhenlage werden die Flächen zwei- bis dreimal während eines bestimmten Zeitraums in den Morgenstunden besucht.
Artenvielfalt in Lebensräumen
Die Artenvielfalt der Gefässpflanzen, Moose und Mollusken (Gehäuseschnecken) wird auf einer Fläche von zehn Quadratmetern erfasst. Die Mitarbeitenden halten die gefundenen Gefässpflanzenarten direkt im Feld elektronisch fest; je nach Höhenstufe gibt es eine oder zwei Begehungen im Erhebungsjahr. Im Frühjahr suchen die Feldleute die Fläche zudem systematisch nach Moosen ab. Von jeder gefundenen Moosart wird eine Probe genommen, die anschliessend im Labor bestimmt wird. Die Schneckenvielfalt wird ausserhalb der Probefläche mit acht Bodenproben erfasst. Die Bodenproben werden ins Labor gesandt, wo Spezialisten sie auswaschen und die Gehäuse unter dem Binokular bestimmen.
Zusätzlich zu den Artenvorkommen halten die Feldmitarbeitenden des BDM auch die jeweiligen Lebensraumtypen und die Art der Nutzung fest. Da die Stichprobenflächen klein sind, ist bei deren Kennzeichnung höchste Präzision gefragt. Die Lage der Fläche wird mit einem GPS-Gerät bestimmt. Zusätzlich versenken die Feldmitarbeitenden des BDM im Zentrum der Fläche einen Magneten und halten gut sichtbare Referenzpunkte in einem so genannten «Versicherungsprotokoll» fest.
Zum Ermitteln der Gewässerinsektenvielfalt werden die Larven von Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen mit Hilfe eines Kicknetzes gefangen. Die Länge der untersuchten Fliessgewässerabschnitte entspricht der zehnfachen Gewässerbreite.
Vielfalt von Artengemeinschaften
Die «Vielfalt von Artengemeinschaften» beschreibt, wie sich die Artenzusammensetzungen innerhalb einzelner Lebensräume und in den verschiedenen Regionen der Schweiz entwickeln. Die Berechnung erfolgt auf der Basis der Präsenz- und Absenzangaben der einzelnen Arten aus den beiden BDM-Messnetzen.
Der «Vielfalt von Artengemeinschaften» wird folgendermassen berechnet:
1.) Die Artenliste einer ersten Stichprobenfläche wird paarweise mit jener aller anderen Stichprobenflächen eines Stratums verglichen. Für jeden Vergleich wird der Simpson-Index berechnet. Der Prozess wird so lange wiederholt, bis für alle möglichen Flächenpaare des Stratums ein Simpson-Index vorliegt.
2.) Der Mittelwert aller berechneten Simpson-Indexwerte ausgedrückt in Prozent zwischen 0 und 100 ergibt den Indikatorwert. Um die Genauigkeit des Indikatorwertes abzuschätzen, wird mit Hilfe einer Jackknife-Methode ein Vertrauensbereich errechnet.